Sustainability Linked Bonds
Neue Möglichkeit nachhaltiger Finanzierung?
Sogenannte „Green Bonds“, also grüne Anleihen, „Social Bonds“ und „Sustainable Bonds“ sind schon länger gängige Instrumente zur Geldbeschaffung von Unternehmen und finden zunehmenden Zuspruch bei Investoren. Hierbei handelt es sich um Unternehmensanleihen, bei denen sich der Emittent dazu verrpflichtet, die Emissionserlöse in umweltfreundliche (im Falle von Green Bonds) oder in soziale Projekte (im Falle von Social Bonds) zu investieren. Falls das Projekt beide Felder abdeckt, spricht man von „Sustainable Bonds“.
Dies setzt allerdings voraus, dass das emittierende Unternehmen in ein den Kriterien entsprechendes Projekt investieren kann. Aufgrund dieser Tatsache blieb diese Finanzierungsform vielen Unternehmen verwehrt. Um die Klimaziele des Pariser Abkommens in Zukunft zu erreichen, setzt die EU daher auf nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten und engagiert sich für deren Förderung.
Die jüngste Variante nachhaltiger Finanzierung sind die sogenannten „Sustainability Linked Bonds“ (im Folgenden: „SLBs“). Sie könnten das angesprochene Problem der Unternehmen lösen. Der entscheidende Unterschied von SLBs zu Green- und Social Bonds ist, dass die Verwendung der Erlöse nicht an nachhaltige, umweltfreundlliche und soziale Zwecke gebunden ist. Das Unternehmen darf die Mittel aus der Anleihe für beliebige Projekte einsetzen.
Im Falle von SLBs verpflichten sich die Unternehmen dazu, bestimmte, unternehmensweite Nachhaltigkeitsziele in einem vorgegebenen Zeitrahmen zu erreichen. Geschieht dies nicht, wird dem Emittenten eine vorher festgelegte Strafe auferlegt, die meist aus einer Erhöhung des Nominallzinssatzes der Anleihe besteht.
Was zeichnet einen SLB aus?
Um Anlagemöglichkeiten mitt transparenten Nachhaltigkeitskriterien zu ermöglichen, hat die ICMA (International Capital Market Association) 2020 Richtlinien für SLBs veröffentlicht. Diese sollen den Emittenten als Anleitung dienen und gleichzeitig den Anlegern bei der Bewertung ihrer möglichen Investments helfen. Die Einhaltung dieser Richtlinien ist zwar nicht verpflichtend, wird aber empfohlen.
Im Grunde bestehen die Richtlinien aus fünf Hauptkriterien:
- die Auswahl von Key Performance Indicators (KPIs)
- die Festlegung der Sustainability Performance Targets (SPTs),
- Anleihemerkmale
- Berichterstattung und
- Verifizierung.
Die Nachhaltigkeitsentwicklung wird anhand von vordefinierten Kennzahlen, also den KPIs, gemessen und mithilfe von Nachhalltigkeitszielen (SPTs) bewertet.
Besonders wichtig ist hierbei, dass die KPIs glaubwürdig und gut messbar bzw. verifizierbar sind. Zudem sollten sie relevante ökologische, soziologische oder Governance-Herausforderungen des Industriesektors ansprechen und von wesentlicher Bedeutung für das Gesamtgeschäft des Emittenten sein.
Hinsichtlich der SPTs wird empfohlen, Ziele zu wählen, die eine wesentliche Verbesserung der KPIs darstellen. Für eine bessere Orientierung zur Festlegung der SPTs besteht die Möglichkeit, sich entweder an den eigenen Leistungen aus der Vergangenheit, an Wettbewerbern oder aber an wissenschaftlichen Erkenntnissen und öffentlichen Zielvorgaben und Vereinbarungen (wie z.B. das Pariser Klimaabkommen) zu orientieren.
Zudem empfiehlt die ICMA eine sogenannte Second Party Opinion (SPO) einzuholen. Das bedeutet, dass der Emittent zumindest einen oder mehrere externe Prüfer für die Zielerreichung beauftragen sollte. Die Prüfung sollte u. a. die Relevanz, Robustheit und Verlässlichkeit der KPIs sowie die Begründung und das Anspruchsniveau der SPTs beinhalten. Außerdem ist es Aufgabe der Gutachter, die Glaubwürdigkeit der Strategie zur Erreichung der SPTIs zu beurteilen. All dies geschieht bereits vor Emission der Anleihe.
Sustainability Linked Bonds im Überblick
Im Rahmen unserer Recherchen haben wir ca. 100 Sustainability Linked Bonds identifiziert. Aus der Tabelle wird schnell ersichtlich, dass es bereits heute unterschiedlichste Variationen von Sustainability Linked Bonds gibt. Bei der Zielsetzung orientieren sich die Emittenten an unternehmensinternen Kennzahlen, die sie verbesserrn möchten (z.B. der Ausstoß von Treibhausgasen) oder definieren ihr ESG‐Rating als Maßstab. Zudem variiert die „Strafe“ bei Nichteinhaltung oder Nichterreichen der Ziele. Aktuell wird in den meisten Fällen eine Erhöhung des Zinskupons festgelegt.
Nicht alles ist Gold, was glänzt
Auch wenn die SLBs auf den ersten Blick vielversprechend wirken und eine neue Dimension an nachhaltigen Finanzierungsinstrumenten darstellen, sollten Anleger eine gewisse Vorsicht walten lassen. Denn genau wie es bei Green Bonds der Fall ist, bergen auch SLBs die Gefahr von „Greenwashing“. Das bedeutet, dass Emittenten ihreAnleihen unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit für Anleger als besonders attraktiv verkaufen möchten. In Wirklichkeit werden sie den Ansprüchen hinsichtlich der Nachhaltigkeiit aber nicht gerecht. Deshalb ist es bei den SLBs wichtig darauf zu achten, dass Emittenten die Richtlinien der ICMA einhalten. Besonders das Einholen einer Second Party Opinion sowie das Überprüfen der KPIs und der daraus resultierenden Nachhaltigkeitsziele auf gute Messbarkeit u und externe Verifizierbarkeit sind hier ausschlaggebend.
Zusätzlich sollten Anleger auch beachten, wann die Zielerreichung evaluiert wird und die damit einhergehende Strafe oder Zinserhöhung greift. Häufig ist es der Fall, dass beispielsweise der Zinssatz lediglich für das letzte Jahr der Zinszahlungen angepasst wird. So kann es passieren, dass die Anleihe zunächst attraktiver wirkt als sie es in Wirklichkeit ist und die Strafe für das Verfehlen der Ziele deutlich milder ausfällt als auf den ersten Blick ersichtlich.
Blick in die Zukunft
Insgesamt stellen die SLBs eine interessante, neue Finanzierungsmethode dar, die für viele Unternehmen ein Potenzial für die Zukunft birgt. Auch Anlegern wird eine neue Pallette an Investitionsmöglichkeiten geboten, bei denen sie sich aussuchen können, welche Art an Nachhaltigkeit sie unterstützen möchten und welche Ziele sie als besonders wichtig empfinden.
Das Marktvolumen für nachhaltige Anleihen gilt generell als vielversprechend: Das aktuell ausstehende Volumen wird auf über 1,5 Billionen US-Dollar geschätzt. Bis Ende 2021 soll das Volumen auf 2 Billionen US‐Dollar ansteigen. Da in den nächsten Jahren ein weiteres, kräftiges Wachstum im Emissionsvolumen erwartet wird, werden auch SLBs hiervon profitieren. Im dynamischen Markt für neue, nachhaltige Finanzierungen werden hier sicher noch Anleihen mit kreativen Anleihebedingungen folgen.
Übersicht Sustainable Linked Bonds
Eine Übersicht über Emittenten nach Land, Emissionsvolumen, Laufzeit, Kupons, deren Nachhaltigkeitsziel(e) und die Strafe bei Nichterreichung finden Sie im kostenfrei herunterladbarer PDF-Datei.