Investor Relations bei Mittelstandsanleihen
Die Finanzierung mittelständischer Unternehmen durch Anleihen ist „in“. Inzwischen bieten fünf Börsen in Deutschland entsprechende Listingsegmente an. 42 Mittelstandsanleihen mit einem Volumen von 2,1 Mrd. Euro wurden im Jahr 2013 emittiert, im Vorjahr waren es 2,0 Mrd. Euro.
Das Jahr 2013 war aber auch das Jahr der Ausfälle. Zehn Anleihen mit einem Volumen von 380 Mio. Euro sind im vergangenen Jahr ausgefallen, hauptsächlich aus dem Bereich Erneuerbare Energien. In der jüngsten Zeit waren auch Unternehmen aus anderen Branchen darunter.
Ausfälle belasten Marktumfeld
Die Anleger werden zu Recht zunehmend kritischer und anspruchsvoller. Finanzzahlen und Covenants rücken stärker in den Fokus der Investitionsentscheidung. Die Anforderungen an Emittenten und Berater werden höher. Das ist aus Anlegersicht zu begrüßen. Gleichzeitig wird es für Mittelstandsanleiheemittenten schwieriger, an Investorengeld zu kommen. Emissionen werden verschoben oder abgesagt.
Einige Finanzchefs haben schon heute Sorgenfalten auf der Stirn. Bereits für 2014 ergibt sich ein Refinanzierungsbedarf von 185 Mio. Euro, im Jahr 2015 und 2016 sind es jeweils 670 Mio. Euro. Wie aktuelle Studien zeigen, reichen die Gewinne und Cashflows bei den wenigsten Emittenten aus, bei Fälligkeit Zins und Tilgung zu bedienen. Es muss also eine Anschlussfinanzierung her. Da kommen gewaltige Herausforderungen auf einige Unternehmen zu.
Investor Relations – muss das wirklich sein?
Seit mehr als 10 Jahren gibt es Investor Relations (IR) in deutschen Aktiengesellschaften. Das Mittelstandsegment für Anleihen gibt es seit drei Jahren und ist damit noch sehr jung. Große AnleiheDaueremittenten wie z.B. Banken oder Energieversorger halten Personal für die Betreuung ihrer Bondinvestoren vor. Bei Emittenten im Mittelstandssegment ist das immer noch eher selten der Fall.
Dabei senkt eine aktive Investor-Relations-Arbeit die Kapitalkosten. Das haben empirische Untersuchungen von börsennotierten Unternehmen bezüglich ihrer Eigenkapitalfinanzierungen vielfach bewiesen. Auch im Mittelstandssegment für Anleihen korrelieren gute IR-Arbeit und Kurs der Anleihe positiv.
Unverständlicherweise gibt es immer noch Unternehmen, die während der Emissionsphase der Anleihe mehrere Meldungen veröffentlichen, um Anleger zum Zeichnen zu bewegen, und nach der erfolgreichen Platzierung die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt und den Anlegern nahezu komplett einstellen.
Bond IR kann viel Geld sparen
Mit einer professionellen, transparenten und nachhaltigen Bond IR, die sich an den von der DVFA herausgegebenen Grundsätzen für effektive Finanzkommunikation orientiert, lässt sich Vertrauen zu den Investoren schaffen und Informationsasymmetrien abbauen. Das wirkt unmittelbar positiv auf den Risikoaufschlag und damit auf den Kupon der Anschlussemission.
Angenommen, die vertrauensbildenden IR-Maßnahmen während der laufenden Anleihe bewirken bei den Investoren die Bereitschaft, die Anschlussfinanzierung zu unterstützen und einen nur um 0,1% geringeren Kupon zu akzeptieren. Dann errechnet sich daraus bei einer 35-Mio.-Euro-Emission ein Vorteil von 35.000 Euro – pro Jahr! Gute IR sollte daher von Investoren aktiv eingefordert und von den Unternehmen als Grundvoraussetzung für die Finanzierung am Kapitalmarkt verstanden werden. Börsennotierte Aktiengesellschaften kennen das seit Jahren. Nicht börsennotierte Gesellschaften, die als Anleiheemittenten erste Erfahrungen am Kapitalmarkt sammeln, haben da noch viel aufzuholen.
Fazit
Professionelle IR zahlt sich aus und die Kosten dafür amortisieren sich spätestens bei der Begebung einer Folgeanleihe. Spätestens!