Es gibt kein Cashing-out
Euphorie in Übersee beim IPO von Alibaba einerseits, Missmut hierzulande über Skandale bei China-Aktien andererseits – das ist das Spannungsfeld, in dem die Snowbird AG Ende September ihren Börsengang in Frankfurt wagte. Unternehmeredition sprach unmittelbar vor dem IPO mit Alexander Tietze und Maximilian Fischer, die Snowbird auf dem Weg zum Parkett begleiteten.
Unternehmeredition: Wodurch unterscheidet sich der Börsengang der Snowbird AG von anderen China IPOs in der Vergangenheit?
Tietze: Neben der hochkarätigen Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat hat Snowbird auch Corporate-Governance-Maßnahmen umgesetzt, die es so bisher bei China-IPOs nicht gab, und nimmt dadurch eine Vorreiterrolle ein. Snowbird ist das erste in Deutschland gelistete chinesische Unternehmen, das die börsennotierte Gesellschaft ausreichend kapitalisiert und mit Liquidität ausstattet und zudem dem Aufsichtsrat den direkten Zugriff auf die Konten gewährt, um effektiv kontrollieren zu können. Es gibt auch kein sogenanntes Cashing-out. Keiner der Altaktionäre verkaufte seine Anteile während des IPOs. Die Aktien der größten Altaktionäre unterliegen einer überdurchschnittlich langen Sperrfrist (Lock-up) von 36 Monaten.
Wie haben Sie das Management auf die Investorentreffen vorbereitet?
Fischer: Durch die negativen Erfahrungen der Vergangenheit haben die beteiligten Anwälte und Wirtschaftsprüfer bereits im Rahmen der Prospekterstellung hohe Maßstäbe angesetzt und die Due Diligence sehr intensiv durchgeführt. Da war auch das Snowbird Management gefordert. Die Essenz der Erkenntnisse floss in eine überzeugende und gut strukturierte Investorenpräsentation ein, auf deren Basis mehrmals die Woche virtuelle Investorengespräche trainiert wurden. Das erfolgte einige Male im persönlichen Gespräch und aufgrund der räumlichen Distanz meist über Skype-Konferenzen. Dabei wurde der Vorstand von uns als Coach, von eingeladenen Analysten und ausgewählten institutionellen Investoren mit sehr speziellen Fragen „gegrillt“. Das hat sich ausgezahlt. Die Equity Story kam im Rahmen der Roadshow gut an, auch wenn wir in Deutschland erwartungsgemäß mit sehr vielen Vorurteilen zu kämpfen hatten. In anderen Ländern war es nicht ganz so schlimm.
Zuletzt wurde das Vertrauen der deutschen Anleger angesichts von Skandalen bei Youbisheng Greenpaper und zuletzt Ultrasonic, bei denen Geld und Manager verschwanden, arg strapaziert. Wie sehen Sie daher die Chancen für kommende China-IPOs in Deutschland?
Tietze: Zugegeben, das Umfeld ist für China-IPOs in Deutschland extrem schwierig. Die Erfahrungen der Investoren mit Investments in chinesische Aktien, die in Deutschland gelistet sind, sind zum größten Teil negativ. Dass es aber auch anders geht, beweist der extrem erfolgreiche Börsengang von Alibaba, einem chinesischen Unternehmen. Da legen Investoren weltweit Milliarden in einer Holdinggesellschaft auf den Cayman Islands an, deren Aktien an der NYSE notiert werden.
Fischer: Sicherlich sind die emissionsbegleitenden Dienstleister zukünftig noch mehr gefordert. Sie müssen noch stärker auf die Qualität der Emittenten achten. So wie wir das bereits gemacht haben. Vielleicht gibt es zukünftig auch weitere innovative Ideen, um das Vertrauen der Investoren zu stärken. Grundsätzlich sollte jeder Investor Risiken beachten und bewerten, gleichzeitig aber auch Chancen nutzen.
Das Snowboard-IPO – ein Nachbericht
Am 29. September startete mit Snowbird das 16. chinesische Unternehmen seine Notierung im Prime Standard der Frankfurter Börse. Der erste Kurs lag mit 6,40 EUR deutlich über dem Ausgabepreis von 6,00 EUR, der wiederum am oberen Ende der Preisspanne lag. Doch es gab auch einen deutlichen Dämpfer: Statt der angestrebten 11,5 Mio. Aktien konnten nur 1,6 Mio Stück an den Mann gebracht werden. Das Ausgabevolumen betrug damit ca. 9,6 Mio. EUR. In den folgenden Tagen fiel das Papier zunächst bis auf 5,55 EUR. Danach konnte sich die Snowbird-Aktie wieder erholen und lag zuletzt in der Nähe des Ausgabekurses. Die Marktkapitalisierung belief sich dabei auf rund 186 Mio. EUR (Stand 7.10.2014).
Zu den Personen
Alexander Tietze ist Managing Director der CM-Equity AG und fungiert als Global Coordinator und Leadmanager des Snowbird IPO.
Maximilian Fischer ist Geschäftsführer der max. Equity Marketing GmbH. Fischer ist Investor Relations Manager der Snowbird AG