Maximilian Fischer bezieht als IR-Chef von CE Consumer gerne Stellung
Maximilian Fischer gehört zu jenen Investor Relations-Verantwortlichen, die auch bei hochbrisanten Themen kein Blatt vor den Mund nehmen. Der Leiter von Investor Relations und Pressearbeit beim Münchner Chiphändler CE Consumer Electronic schaltet sich mit Verve in die derzeitige Debatte um die Veröffentlichung von Vorstandsgehältern ein, die in Deutschland seit Monaten breit diskutiert wird. Fischer hält es für richtig, die Bezüge der einzelnen Vorstandsmitglieder börsennotierter Unternehmen in den Geschäftsberichten zu veröffentlichen. „Der Aktionär hat ein Recht darauf zu erfahren, was diejenigen verdienen, die mir seinem Geld wirtschaften, wenn er schon die Vorstandsbezüge nicht selbst festlegen kann“, argumentiert er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Offenheit schafft Vertrauen
Da immer noch nur ein Teil der Dax-Gesellschaften den Empfehlungen des Corporate Governance Kodex der Cromme-Kommission in Bezug auf einen Einzelausweis der Vorstandsgehälter nachkommt, wird Fischers Meinung nach der öffentliche Druck auf die führenden börsennotierten Unternehmen wachsen, so dass der Gesetzgeber auf den Plan gerufen werden könnte. „Ich rechne fest mit einer gesetzlichen Regelung zum Einzelausweis der Vorstandsgehälter in den Geschäftsberichten“, erklärt der 39-Jährige.
Allerdings will der studierte Betriebswirt Fischer seine Forderung nicht so weit verstanden wissen, dass künftig die Aktionäre selbst über die Vergütungen der Vorstände entscheiden sollten, wie es zum Beispiel in Großbritannien auf den Hauptversammlungen üblich ist. „Mir ginge es zu weit, wenn bei der Festlegung der Vorstandsgehälter in Deutschland britisches Recht hierzulande einzöge, weil dadurch die Hauptversammlungen ausufern würden.“ Die Aktionärstreffen wären dann laut Fischer wegen der Neiddebatte zu ineffizient.
Die im SDax notierte CE Consumer beurteilt er in Bezug auf die Umsetzung von Corporate Governance‐Regeln und Transparenz als führend unter den deutschen Small-Cap-Werten. Dies werde auch von den Researchhäusern bestätigt. „Unser Geschäftsbericht wird von Analysten, die Small-Cap~Unternehmen bearbeiten, honoriert.“ Nach einer jüngsten Beurteilung von Analysten, die das „Manager-Magazin“ ausgewertet hat, befindet sich CE Consumer in Bezug auf die Qualität des Geschäfts- und der Quartalszwischenberichte sowie der weiteren Finanzmarktkommunikation unter den insgesamt 50 SDax-Firmen auf Rang fünf. Fischer’s Brötchengeber erhielt 58,41 von insgesamt 100 erreichbaren Punkten. Der Sieger, der Düsseldorfer Zeitarbeitsvermittler DIS, bekam 69,08 Punkte. Dass dieses Ergebnis vor allem auf Fischer’s Arbeit zurückzuführen ist, versteht sich von selbst. „Transparenz ist vertrauensbildend“, lautet seine eher schlichte Lösung bei der Investor Relations-Tätigkeit. lm Geschäftsbericht 2003 wies CE Consumer erstmals die Vorstandsbezüge einzeln aus.
Trotz dieser Offenheit fällt es CE Consumer immer schwerer, die Investoren bei Laune zu halten. Die Zeiten, in denen das Unternehmen vom Halbleiterboom der Jahre 1999 und 2000 profitieren konnte, sind längst vorbei. Seit 2001 schreibt CE Consumer Verluste. Auch in der jüngsten Aufschwungphase gelang es der einst erfolgsverwöhnten Gesellschaft bisher nicht, in die Gewinnzone zurückzukehren. In den ersten neun Monaten dieses Jahres konnte CE Consumer nur wegen einer Auflösung von Rückstellungen für Bonuszahlungen mit einem Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 2,2 (i.V. -2,5) Mill. Euro aufwarten. Ohne diesen Effekt wäre die Firma operativ im roten Bereich gelandet.
„Fusion mit Azego richtig“
Fischer räumt selber ein, dass sich in der Halbleiterbranche das Auftreten von Engpässen, bei denen die Chiphändler gut verdienen können, verringert habe. Die Marktphasen großer Ineffizienzen in der Halbleiterbranche hätten sich reduziert. Dies läge unter anderem an der vorsichtigeren Einkaufspolitik der großen Abnehmerketten. Wie sich dies auf das tägliche Chipbrokergeschäft auswirkt, belegt Fischer mit einer Anekdote. In der Boomzeit vor vier Jahren sei noch sehr oft im Handelsraum geklingelt worden, wenn ein Broker ein gutes Geschäft abgeschlossen habe. „Heute ist dies seltener geworden.“
Wegen der angespannten Branchensituation bewertet er die von CE Consumer mit seinem Konkurrenten Azego (ehemals ACG) angestrebte Fusion als Schritt in die richtige Richtung, um Kosten- und Vertriebssynergien zu erzielen. Beide Unternehmen verhandeln seit längerem über einen Zusammenschluss. Dies verhalf der Aktie aber nur für kuzre Zeit zu einem Kursauftrieb. Seit Jahresbeginn hat das Papier rund 60% seines Wertes verloren. Am Freitag notierte der Anteilschein zeitweise bei 1,17 Euro, was einer Marktkapitalisierung von 29,9 Mill. Euro entspricht.
Anlegerinteresse lässt nach
Das im Vergleich zur Boomzeit abgenommene Interesse der Anleger an CE Consumer spiegelt sich laut Fischer auch in der Anzahl der Researchhäuser, die das Unternehmen analysieren. Waren es vor drei Jahren noch 16 gewesen, sind es heute nur noch die BayernLB, die zugleich als Designated Sponsor fungiert, und die HypoVereinsbank, die für CE Consumer als Hausbank tätig ist. Fischer räumt ein, dass vor allem institutionelle Investoren zum Kursrutsch beigetragen hätten. So seien mehrere Fonds aus der Aktie ausgestiegen. Lag der Anteil der Institutionellen am Grundkapital von CE Consumer vor vier Jahren bei etwa 20%, sind es derzeit rund 10%. Im zurückliegenden Aktiencrash waren es zeitweise nur noch 6% gewesen. Fischer hält sich zugute, mit seiner Investor Relations-Arbeit diese Quote wieder erhöht zu haben. Nachdem im vergangenen Jahr der ehemalige Vorstandschef und Firmengründer Erich J. Lejeune sein Paket weiter deutlich reduziert hatte, befindet sich heute das gesamte Grundkapital des Unternehmens im Streubesitz.
Der gebürtige Niederbayer Fischer stieß im Juli 2001 zu CE Consumer, nachdem er zuvor über ein Jahr lang für Investor Relations bei Siemens und über drei Jahre bei PriceWaterhouseCoopers als Wirtschaftsprüfungsassistent tätig gewesen war.