Die IR-Jahresplanung für ein börsennotiertes Immobilienunternehmen
Ein Praxisbericht anhand der DIC Asset AG
Professionelle Investor Relations (IR) setzt voraus, dass ein Unternehmen den Markt analysiert, Ziele und Strategien definiert, daraus das entsprechende Programm ableitet, dieses mit gezielten IR-Instrumenten effizient realisiert und die Erfolge im Anschluss auch misst. Gute Investor Relations ist nicht nur eine Kommunikationsdisziplin, sondern eine Managementfunktion. Diese professionell zu gestalten, erfordert eine strategieorientierte Konzeption sowie ein professionelles Zeit- und Ressourcenmanagement, auf das hier besonders eingegangen wird. Der folgende Erfahrungsbericht soll neben den IR-Managern börsennotierter Immobiliengesellschaften vor allem den zukünftigen IR-Verantwortlichen bei den an die Börse strebenden REITs eine praktische Hilfestellung sein.
Ausgangssituation
Im Mai 2006 hat die DIC Asset AG ihr Grundkapital verdoppelt und wechselte vom Freiverkehr in den Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse, womit man sich gleichzeitig zu den damit verbundenen erhöhten Transparenzstandards verpflichtete. Bei der ersten Börsennotiz am 8. Mai 2006 lag die Marktkapitalisierung bei 590 Mio. Euro. Nach dem erfolgreichen Börsengang und der Erhöhung des Free Floats von 5 auf 39% stiegen das Interesse der Aktionäre, Investoren und Analysten und damit die Forderungen nach mehr Informationen stetig an. Nach einer weiteren Kapitelerhöhung im Dezember 2006 wir das Unternehmen aktuell mit rund 900 Mio. Euro bewertet, bei einem Free Float von knapp 55%.
Rahmenbedingungen
Sowohl die Vorgaben der Regulatoren für den Finanzmarkt als auch die Anforderungen der Stakeholder haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Bei der Planung von IR-Maßnahmen gilt es eine Vielzahl von Kapitalmarkt relevanten Gesetzen, Regelungen aus der betreffenden Börsenordnung oder Vorgaben des Deutschen Corporate Kodex einzuhalten. Allein dieses IR-Pflichtprogramm füllt den größten Teil der Jahresplanung aus.
Multiplikatoren
Finanzanalysten gelten als wichtige Multiplikatoren im Kapitalmarkt. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Analystenkonferenzen, der Geschäftsbericht, die quartalsweise Telefonkonferenz und vor allem Vieraugengespräche mit dem Vorstandvorsitzenden bzw. dem Finanzvorstand als bevorzugte Informationsquellen genannt werden. Ein effektives IR-Programm erfordert daher das uneingeschränkte „Commitment“ und die persönliche Einbindung des Top-Managements. Die Teilnahme bei Road Shows ist unumgänglich. Dazu muss die verfügbare Zeit des Managements effektiv eingesetzt werden, was einer vorausschauenden Planung und guten Vorbereitung bedarf.
Planung
Wichtig für die Planung ist, sich messbare Ziele zu setzen und diese abzugrenzen. Gerade bei kleineren IR-Einheiten ist es essenziell, die vorhandenen Ressourcen optimal einzusetzen. Um sich einen Überblick zu verschaffen, macht es daher Sinn, sich vorab einen detaillierten Zeitplan zu erarbeiten.
Pflicht
Die Termine für die Veröffentlichung des Geschäftsberichts, und der Quartalsberichte, verbunden mit einer Presse- oder Telefonkonferenz, beanspruchen einen großen Teil der Kapazitäten. Durch die zeitlichen Vorgaben der Börsenordnung und des Deutschen Corporate Governance Kodexes kumulieren sich die Veröffentlichungstermine mit denen der Mitbewerber abzustimmen, um entsprechende Aufmerksamkeit in der Financial Community zu generieren. Daneben ist auch die Vorbereitung auf die Hauptversammlung ein zeitaufwendiges Projekt, das große Vorlaufzeit erfordert.
Kür
Internationale institutionelle Investoren erwarten regelmäßig Informationen durch persönlichen Kontakt mit dem Top-Management. Diese Roadshows werden, häufig zusammen mit Investmentbanken, gegebenenfalls auch kurzfristig geplant und fordern die Zeit des Managements. Gleichzeitig sind die Anfragen nach der Teilnahme eines Vorstandes an Konferenzen und Fachveranstaltungen zu koordinieren. Daneben bieten sich gerade bei Immobiliengesellschaften Vor-Ort-Besuche von Objekten aus dem Portfolio an, gegebenenfalls auch verbunden mit einer zielgruppengerechten Unternehmenspräsentation.
DIRK
Der DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e.V. mit über 230 Mitgliedern ist der deutsche Berufsverband für professionelle Investor Relations. Als Mitglied kann man die Erfahrungen der Kollegen aus dem Netzwerk nutzen und sich gerade für den Neuaufbau einer IR-Abteilung wertvolle praktische Tipps holen.
Dienstleister
Der Umfang der verpflichtenden und freiwilligen Aktivitäten macht die geforderten Kapazitäten deutlich. Engpässe schränken eine erfolgreiche IR-Arbeit ein. Ein Teil des Maßnahmenpaketes kann an Dienstleister outgesourct werden. Damit werden die eigenen knappen Ressourcen geschont und das Unternehmensmanagement und der IR-Manager können sich so stärker auf nicht delegierbare Kernkompetenzen (persönliche Gespräche mit Kapitalmarktteilnehmern, Roadshows etc.) konzentrieren.
Fazit
Die Jahresplanung für die IR-Aktivitäten erfordern ein strukturiertes Vorgehen und vorausschauendes Handeln. Je intensiver die Planung der einzelnen IR-Maßnahmen, desto besser führen diese auch zu dem gewünschten Ergebnis. Hilfestellung bieten externe Berater oder ein intensiver Austausch mit den IR-Kollegen anderer Immobilienunternehmen.